Über das Projekt
Zum Forschungsinteresse und Vorgehen
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht Partizipationsformen, Kontexte und Einflussfaktoren der politischen Onlinepartizipation von Schweizer Jugendlichen. Es geht davon aus, dass digitale Medien nebst traditionellen Kontexten wie Familie und Schule einen wichtigen Kontext für die Politische Bildung Heranwachsender bilden.
Der digitale Raum bietet Gelegenheit, sich zu informieren, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese allenfalls öffentlich zu äussern sowie gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Die Netzaktivitäten finden oftmals kooperativ statt und können sowohl politische Anliegen im Nahraum als auch global verhandelte Problemstellungen umfassen (z.B. #blacklivesmatter, #climatestrike). Solchen Erfahrungen wohnt das Potenzial informeller politischer Bildung inne, welche einerseits sozialisierende Wirkung entfalten und andererseits zufällig und wenig systematisch erfolgen. Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation von Gesellschaft, u.a. mit ihren Teilsystemen Medien, Politik und Bildung, stellt sich die Frage, wie Heranwachsende mit den Opportunitäten und Herausforderungen von Onlinepartizipation umgehen, über welche Erfahrungen sie verfügen und inwiefern sie digitale Werkzeuge für die Sichtbarmachung eigener Anliegen nutzen (Co-Produsage).
Für Schweizer Jugendliche zeigt sich, dass die empirische Befundlage lückenhaft ist. Kaum bekannt ist, inwiefern sich Jugendliche im Netz mit politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzen und welche Schlüsse sie ziehen. Vertiefte Einblicke in Motive, onlinespezifische Praktiken, Herausforderungen, Risiken oder auch allfällige Hemmnisse fehlen und zum Einfluss von individuellen, sozialen und medialen Kontexten liegt wenig Wissen vor. Auf dieser Basis lassen sich Bedingungen und Auswirkungen einer möglicherweise ungleichen Teilhabe («digital gap») kaum abschätzen. Hierzu gilt es auch, die Aufgabe und Rolle pädagogischer Kontexte zu klären.
Projektphasen
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt rekonstruiert auf der Basis von Medientagebüchern und problemzentrierten Interviews mit 64 Jugendlichen aus der gesamten Schweiz im Alter von 14 bis 19 Jahren Formen, Bedingungen und Kontexte politischer Onlinepartizipation (Phase 1). Die Daten werden vor dem Hintergrund theoretisch-normativer Konzepte einer digital citizenship in drei partizipativen Workshops mit je sechs bis acht Jugendlichen gemeinsam gesichtet und reflektiert. Darauf aufbauend findet die inhaltsanalytisch-qualitative Analyse und Publikation der Ergebnisse statt.
In Phase 2 werden problemzentrierte Interviews mit Expert:innen aus formalen und non-formalen Bildungskontexten zum Stand von Politischer Bildung, Medienbildung und informatischen Bildung im Sinne einer «digital citizenship education» in der Schweiz geführt.
Die Erkenntnisse aus diesen Phasen bilden sodann die Grundlage für zwei sprachregional übergreifende Reallabore mit Fachpersonen aus dem Feld der formalen und non-formalen Bildung (Phase 3). Im Rahmen dreier konsekutiven Treffen werden Empfehlungen und Massnahmen für die Ausgestaltung der schulischen und ausserschulischen Politischen Bildung mit dem Ziel der Förderung von «digital citizenship» ausgearbeitet.
Arbeitsergebnisse sind eine Handreichung mit Empfehlungen zur Weiterarbeit für die Praxis der Schule und Jugendarbeit sowie die Konkretisierung von Zielbestimmungen der Politischen Bildung im Hinblick auf Mitgestaltungsprozesse in einer digitalen Gesellschaft zuhanden der Bildungspolitik.
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